Pressemitteilung vom 08.09.2015

»Urinale 2015« 

Deutschland pinkelt gegen Glyphosat

8. September 2015

Sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Medien,

die Kampagne »Ackergifte? Nein danke!« ruft zur bundesweiten Aktion »­Urinale 2015« auf: Ab Mitte September sollen Bürgerinnen und Bürger ihren Urin auf Rückstände des Pflanzengifts Glyphosat testen lassen, um der Debatte über die ­Gesundheitsgefährdung durch Glyphosat endlich eine wissenschaftlich stichhal­tige Datenbasis über die Belastung der Bevölkerung mit Glyphosatrückständen zu verschaffen. Ab Mitte September werden an zahlreichen Orten von Friesland bis zum Kaiserstuhl, in Städten wie Berlin, Dresden oder Freiburg große und kleine »Urinale«-Veranstaltungen stattfinden. Auf Bauernhöfen, in urbanen Gemeinschaftsgärten, auf Festivals oder im Rahmen von Konferenzen – überall werden Menschen Pipi-Partys feiern und Fakten pinkeln: Mit Hilfe der von der Kampagne »Ackergifte? Nein danke!« bereitgestellten Test-Sets können sie unkompliziert hygienisch einwandfreie Urinproben erstellen und an ein kooperierendes unabhängiges Analyseinstitut einsenden. Gegen einen Kostendeckungsbeitrag können die Einsenderinnen und Einsender ihre persönlichen Laborwerte mitgeteilt ­bekommen.

»Eine breite Datenerhebung über Glyphosat im Urin und in der Muttermilch ist längst überfällig«, sagt Leonie Sontheimer von der Kampagne »Ackergifte? Nein danke!«. »Da die zuständigen Stellen bislang keine Bereitschaft zeigen, aktiv zu werden, müssen wir die Sache eben selbst in die Hand nehmen.«

Stichprobenartige Untersuchungen aus der jüngeren Vergangenheit lassen befürchten, dass ein hoher Anteil der Bevölkerung Deutschlands mit Glyphosat belastet ist. Die positiven Befunde scheinen unabhängig von Wohnort und Essgewohnheiten zu sein. Der BUND berichtet über Beobachtungen aus Argentinien, wo in der Umgebung der Anbaugebiete die Krebsraten steigen und Missbildungen und Gen-Defekte bei Neugeborenen sowie chronische Krankheiten zunehmen. Die Internationale Krebsforschungsstelle IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO hat kürzlich Glyphosat als »wahrscheinlich krebserregend für den Menschen« eingestuft. Die Experten der WHO vermuten, dass Glyphosat für Krebserkrankungen des Lymphsystems und der Lunge verantwortlich sein kann. Demnach wurde auch an Labortieren die krebserregende Wirkung nachgewiesen. Das bedeutet auch für die Tierwelt auf den Industrieäckern erhebliche Gefahr – und nicht zuletzt sind die wesentlichen Grundlagen der Ökosysteme von den Folgen der Pflanzengiftanwendung bedroht: der Boden, das Wasser, die Luft.

Nichtsdestoweniger wird Deutschland als sogenanntes Berichterstatterland vermutlich noch in diesem Herbst die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat in der EU empfehlen. Wie zu vernehmen ist, plant Deutschland sogar, eine Anhebung der Grenzwerte um 70 Prozent zu empfehlen.

»Wenn genügend Menschen fordern, dass Gifte in unseren Böden, Pflanzen und Tieren, auf unseren Tellern, in unseren Körpern nichts zu suchen haben, wird die Landwende möglich. Dazu muss die Empörung laut und virulent werden!«, so die bekannte Publizistin Ute Scheub in ihrem begleitend zur Kampagne veröffentlichten Buch »Ackergifte? Nein danke! – Für eine enkeltaugliche Landwirtschaft« (thinkOya, 2015, soeben in 2. Auflage erschienen).

Wir freuen uns, wenn Sie über diese Aktion im Rahmen einer Reportage, eines Interviews oder als Teil eines größeren Beitrags berichten. Gerne vermitteln wir Interviewpartner, Autoren und Kontakte zu den jeweiligen Veranstaltungsorten.

Termine, Fotomaterial, Logos etc. entnehmen Sie bitte unserer Website: ­www.­urinale.org

Weitere Hintergrundinformationen finden Sie auf den Webseiten:
www.ackergifte-nein-danke.de sowie www.landwende.de

Für weitere Anfragen und Informationen wenden Sie sich bitte an:

Bürgerinitiative Landwende
Jochen Schilk
Am See 1, 17440 Lassan
Tel. (01 76) 78 00 99 40
presse@landwende.de